Russiche Aktien und ETFs – Alles steht still

Der Aktienhandel an der Börse in Moskau wurde bereits Ende Februar ausgesetzt und es ist offen, wann der Handel wieder aufgenommen wird. Die Schließung durch die russische Zentralbank war eine Reaktion auf die massiven Kursverluste russischer Aktien. Die von westlichen Staaten verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland nach dessen Angriff auf die Ukraine führten zuvor zu erheblichen Kursverlusten.

Auch wenn Aktien russischer Konzerne nicht nur in Moskau notiert sind, ist der Handel aktuell nicht möglich, da auch an den vielen anderen Börsen auf der Welt der Handel dieser Aktien ausgesetzt wurde. Man kann nicht nur direkt durch den Besitz von Aktien russischer Unternehmen betroffen sein, auch durch ETFs oder Aktienfonds kann man unbewusst oder bewusst diese Risikopositionen im Depot haben. Denn russische Aktien können ohne Referenzpreis in einem ETF oder Aktienfonds nicht mehr bewertet werden. Das spielt bei breit gestreuten ETFs und Aktienfonds, die nur geringe Aktienanteile russischer Unternehmen haben, kaum eine Rolle. Bei einem Schwellenländer-ETF oder gleichartigen Aktienfonds mit teils hohem Anteil russischer Papiere dagegen schon. Daher hatten und haben auch einige ETF- und Aktienfonds-Anbieter den Handel stark betroffener Produkte ausgesetzt. Allen noch betroffenen Anlegern bleibt somit nichts Anderes übrig, als abzuwarten. Mittlerweile ist es aber denkbar, dass der Russland-Anteil aus Aktienfonds abgespalten wird, sodass für das restliche Portfolio wieder ein Handel aufgenommen werden kann.

Gleiches gilt für Besitzer von ETFs, welche immer einen Index nachbilden, aber hier wurde diesbezüglich bereits vielfach die Initiative ergriffen. Der weltweit wichtigste Indexanbieter MSCI führt nämlich seit 9. März keine Papiere russischer Unternehmen mehr in seinen Aktien-Indizes. Somit mussten alle ETF-Anbieter nachziehen, wenn ihre zugrunde liegenden von MSCI berechneten Indizes betroffen sind. MSCI verwies in einer Mitteilung darauf, dass russische Aktien wegen der westlichen Sanktionen nicht mehr investierbar seien. Und auch wenn russische Aktien wieder gehandelt werden können, will MSCI sie vorerst nicht wieder in seine Indizes aufnehmen. ETF-Gesellschaften müssen somit auf die Indexanpassungen reagieren und russische Aktien aus ihren Beständen entfernen. Selbst wenn der Handel wieder aufgenommen wird, sei nicht absehbar, ob die ETF-Gesellschaften und Fondsanbieter die Gelder nach einem Verkauf der Aktien an der russischen Börse überhaupt aus dem Land bekommen, um diese an die Anleger ausschütten zu können.

Wer direkt in russische Aktien investiert hat, kann aktuell ohnehin nur Abwarten und Tee trinken. Ein gut diversifiziertes Depot ist wie immer die beste Grundlage, um in Zeiten wie diesen Ruhe bewahren zu können.

Kolumne im Börsen Kurier am 17. März 2022 veröffentlicht von:

DOMINIK HUBER

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