Performance- oder Kursindex?

Die beiden Begriffe Kursindex und Performanceindex können unter jungen Aktionären schon mal für Verwirrung sorgen. Eigentlich lässt sich der Unterschied aber sehr einfach erklären. Ein Kursindex – auch Preisindex gennant – bildet lediglich die Kursentwicklung des zugrundeliegenden Aktienmarkts ab, während ein Performanceindex darüber hinaus die Dividendenzahlungen und sonstigen Kapitalveränderungen berücksichtigt. Deshalb wird ein Performanceindex auch als “Total Return Index” bezeichnet und es wird unterstellt, dass die gezahlten Dividenden sofort zu einer Wiederanlage in Aktien führen, wodurch sich der Wert des Indices nicht verändert. Ein Kursindex geht hingegen nach jeder Dividendenausschüttzung um das Ausmaß der Dividende zurück (= Dividendenabschlag). Daraus lässt sich in weiterer Folge ableiten, dass ein Performanceindex im Vergleich deutlich stärker und dynamischer steigen wird als ein Kursindex. Schließlich sind Dividenden insbesondere am europäischen Aktienmarkt für rund 50 % der Aktienrendite verantwortlich.

Abgesehen von dem unterschiedlichen Umgang mit Ausschüttungen, gibt es auch Unterschiede in der Zusammensetzung von Performance- und Kursindizes. In einem Kursindex ist zumeist jede Aktie mit derselben Stückzahl vertreten. Das führt dazu, dass Aktien mit einem höheren Kurs bzw. mit einer überdurchschnittlichen Kursentwicklung den Kurs des Indexes stärker beeinflussen als schwächere Aktien. Bei einem Performanceindex ist das entscheidende Kriterium für die Anzahl der Aktien im Index hingegen die Marktkapitalisierung. Dabei werden die frei handelbaren Aktien mit dem aktuellen Aktienkurs multipliziert. Diese Vorgehensweise führt dazu, dass häufig gehandelte Aktien in einem Performanceindex stärker berücksichtigt werden, als weniger häufge gehandelte.

Die Wiener Börse bietet mit dem Leitindex ATX einen Kursindex und mit dem “ATX Total Return” einen Performanceindex. International sind Kursindizes tendenziell häufiger anzutreffen als Performanceindizes. Der Dax ist ein Performanceindex, während der Dow Jones und der Euro Stoxx 50 Kursindizes sind.

Der ATX und der “ATX Total Return” erleben in den vergangenen 20 Monaten einen Leidensweg. Rund zwei Drittel der Unternehmen im ATX hängen stark von Mittel- und Osteuropa ab. Dadurch können Anleger indirekt in die Wachstumsmärkte dieser Region investieren. Das war in der Vergangenheit für private und institutionelle Anleger ein großer Pluspunkt. Doch der große Vorteil verwandelte sich mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs in einen Nachteil. Der ATX hinkt seit Kriegsbeginn im Feber 2022 den anderen Indizes weit hinterher. Seit Feber 2022 ergibt sich beim ATX ein Minus von rund 20 %, während sich der Dax und der Euro Stoxx 50 annähernd am Ausgangsniveau befinden (+/- 2 %). Die mangelnde Liquidität der Wiener Börse führt in Krisenfällen immer wieder zu einem Preisnachlass. Im Fall von Krisen am Finanzmarkt reagiert ein enger Markt überdurchschnittlich negativ, da bei den großen Asset-Managern auf die Liquidität im jeweiligen Markt geachtet wird. Dies bietet aber auch wiederum gute Einstiegschancen.

Kolumne im Börsen Kurier am 19. Oktober 2023 veröffentlicht von:

DOMINIK HUBER

1130 Wien, Feldmühlgasse 22
Tel. +43-1-8763343-0
Fax. +43-1-8763343-49
dominik.huber@youngshareholders.at