Inflation: Börsenmotor und Damoklesschwert zugleich

Die Furcht vor Geldentwertung zählt zu den Urängsten der Anleger. Sie reicht zurück bis ins die frühen 1920er-Jahre, als in der Weimarer Republik eine Hyperinflation herrschte und die Wirtschaft kollabierte. Lange herrschte bei den Anlegern die Sorge vor, dass die Zentralbanken, allen voran die tonangebende US-Notenbank, zur Bekämpfung der Inflation eine schärfere Gangart beim Leitzins einschlagen oder die Anleihen-Zukäufe stark herunterfahren. Dies würde Aktien im Vergleich zu Anleihen weniger attraktiv machen und Finanzierungskonditionen für Unternehmen verschlechtern. Diese Sorge hat sich nun zum Teil bestätigt.

Die US-Notenbank (Fed) hat in der Vorwoche angekündigt, die Nettozukäufe von Anleihen bis zum März 2022 auf null herunterzufahren. Zugleich hat der Fed-Vorsitzende Jerome Powell angekündigt, den in den USA nahe null liegenden Leitzins im Jahr 2022 gleich dreimal zu erhöhen. Die Fed pumpt also ab März 2022 nicht noch mehr Liquidität in die Märkte und setzt so die Renditen längerfristiger Anleihen nicht länger unter Druck. Und auch die Europäische Zentralbank (EZB) beendet ihr in der Corona-Krise aufgelegtes Notkaufprogramm für Anleihen Ende März 2022. Beim Leitzins hält man aber wie erwartet noch am Nullzins fest. Viele Kritiker werfen der EZB vor, mit dem vielen billigen Geld die Inflation anzuheizen, die sie eigentlich im Zaum halten will. Die Notenbank strebt nämlich stabile Preise bei einer Teuerungsrate von etwa 2% an. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für die gleiche Menge an Geld dann weniger kaufen können als zuvor.

Die Teuerungsrate bzw. Inflation erreichte im November in der Eurozone ein Rekordniveau von 4,9%. Das Positive, das man anhand der gestiegenen Ängste in Verbindung mit der Inflation aber auch erkennen kann, ist dass sich immer mehr Menschen in Österreich mit der eigenen Vorsorge beschäftigen. Anhand der nun derartig starken Inflation entgeht es kaum jemanden, dass das Gesparte immer mehr deutlich an Wert verliert.

Zudem gibt es KritikDies steigert gleichzeitig das Interesse am Aktienmarkt, denn das Sparbuch führt real zu Verlusten der Kaufkraft. Wichtig wäre es nun, dass sich Wirtschaft und Politik stärker für Finanzbildung einsetzen, um so der Bevölkerung das notwendige Finanzwissen mit auf den Weg zu geben. Denn die Angst vor der Inflation kann Anleger teilweise in die Hände von windigen Geschäftemachern treiben, auch weil ihnen das nötigen Finanz-Know-How und Bewusstsein fehlt. Vor allem jungen und unerfahrenen Anlegern fällt es schwer, professionelle und seriöse Produkte von jenen Angeboten von Betrügern zu unterscheiden. Auch vor einer Investition in bzw. Spekulation mit Kryptowährungen sollten Kleinanleger gewarnt sein.

Kolumne im Börsen Kurier am 23. Dezember 2021 veröffentlicht von:

DOMINIK HUBER

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