Die Aktionärsquote als Indikator für Wohlstand?!

Die Aktionärsquote definiert, wie viel Prozent der Bevölkerung im direkten oder indirekten Besitz von Aktien sind. Als der indirekte Besitz von Aktien zählen zusätzlich Aktienfonds oder auch Aktien-ETFs.

Die Corona-Krise, Nullzinsen und die steigende Inflation haben die Aktienkultur in Österreich in den vergangenen Monaten stark gepusht. Vor allem junge Anleger zieht es immer mehr in Richtung Börse. Der Anteil der direkten und indirekten Aktienbesitzer in Österreich ist zuletzt jedenfalls gestiegen, wenn auch von einem sehr niedrigen Niveau aus. Als sehr erfreuliche Entwicklung kann aber jedenfalls die Verjüngung der Aktionärsstruktur betrachtet werden.

Natürlich muss nicht jeder sein Geld in Aktien oder Fonds investieren, aber ein bedauerliches Bild zeichnet sich schon ab, wenn die direkte Aktionärsquote in Österreich lediglich im einstelligen Bereich liegt. Im europäischen Vergleich hinken wir mit diesen Werten gemeinsam mit Deutschland trotz der nunmehrigen Steigerung deutlich hinterher. Von direkten Aktionärsquoten wie jenen in Schweden oder der Schweiz, mit rd. 20%, aber vor allem von jener in den Niederlanden mit rd. 30%, sind wir meilenweit entfernt.

Von großen Teilen der Bevölkerung werden unsere wirtschaftlich starken und nachhaltig erfolgreichen Unternehmen zwar dahingehend verteufelt, dass diese ja so hohe Gewinne “scheffeln“ würden, eine Investition in ebendiese Unternehmen bleibt aber von dieser Seite  dennoch aus. Und das obwohl sie dann auch selbst von diesen Gewinnen profitieren könnten. In Aktien zu investieren war in den vergangenen Jahrzehnten jedenfalls die beste Möglichkeit, privat vorzusorgen und passiv Wohlstand aufzubauen.

Know-How, Bildung und natürlich das Interesse am Aktienmarkt sind aber eine Grundvoraussetzung dafür, um sich mit dem Investieren an der Börse eine Zukunftsvorsorge aufzubauen und dadurch ein finanziell selbstbestimmtes Leben führen zu können. Bei Österreichern steht aber nach wie vor das Sparbuch hoch im Kurs, was sich dahingehend niederschlägt, dass fast die Hälfte des Vermögens österreichischer Haushalte auf Sparbüchern geparkt wird. Die anhaltende Niedrigzinspolitik und die Inflation führen aber dazu, dass bei dieser Form der Geldanlage seit Jahren ein realer Verlust erzielt wird.

In Österreich braucht es eine nachhaltige Veränderung des Mindsets, was aber nur dann funktionieren kann, wenn bereits im Bildungswesen angesetzt wird und von Beginn an wesentliche wirtschaftliche Kenntnisse vermittelt werden. Das fehlende Wissen trägt nämlich zur Verunsicherung bei und führt dazu, dass weite Teile der österreichischen Bevölkerung den Kapitalmarkt meiden und somit am Wachstum der Wirtschaft leider nicht partizipieren können.

Kolumne im Börsen Kurier am 09. September 2021 veröffentlicht von:

DOMINIK HUBER

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