TINA versus BARBARA: die Rückkehr der Anleiherenditen

An den Finanzmärkten galt in den vergangenen Jahren bekanntermaßen das Prinzip “TINA” (“There Is No Alternative” – keine Alternative zu Aktien). Mit “BARBARA” (“Bonds Are Really Back And Really Attractive”) sind nun die Anleihen zurückgekehrt. Das Akronym stammt laut Financial Times von einem Analysten bei Charles Schwab.

Viele Jahre lang lag der Leitzins der EZB bei 0%. Dies hat sich ab Juli 2022 rasant geändert, die Zinswende in der Eurozone wurde eingeläutet und hat durch zügige Erhöhungen mittlerweile einen Leitzins von 4,5% erreicht. Dies führt dazu, dass endlich wieder höhere Zinsen für Spareinlagen geboten werden. Aber was bedeutet diese massive Veränderung der Zinslandschaft für die Anlageklasse der Anleihen, und welche Risiken bringen diese mit sich?

Die Schwierigkeit bei Anleihen liegt darin, dass sie zwei völlig unterschiedliche Arten von Risiken in sich bergen. Einerseits das Kreditrisiko, andererseits das Durations- bzw. Zinsänderungsrisiko. Das Kreditrisko ist leichter zu verstehen und stellt das Risiko dar, dass ein Anleiheemittent möglicherweise nicht alle erforderlichen Zahlungen leistet bzw. leisten kann. In der Regel führt dies zu einem starken Rückgang des Anleihepreises, bis hin zu einem gänzlichen Ausfall. Anleihen von Staaten hoher Bonität gelten in der Regel als die sichersten. Dennoch kann es auch hier zu Kursverlusten kommen, womit wir zur zweiten Kategorie der Anleihe-Risiken kommen. Das Durationsrisiko, auch Zinsänderungsrisiko genannt, lässt sich wie folgt erklären: Wenn die Zinsen steigen, werden neuere Anleihen mit höheren Zinsen attraktiver. Das drückt den Preis älterer Anleihen mit niedrigeren Zinsen. Je länger die Restlaufzeit mit einer Anleihe ist, desto länger muss sich der Besitzer mit dem Zinskupon zufrieden geben. Aus diesem Grund fallen die Anleihenkurse, wenn die Zinssätze steigen, und Anleihen mit längerer Laufzeit verzeichnen dadurch stärkere Rückgänge.

Die rasantesten Zinsanhebungen des 21. Jahrhunderts haben den Anleihenmarkt gehörig ins Wanken gebracht. Wer noch Anleihen aus den Jahren 2022 und davor besitzt, schaut in seiner aktuellen Depotaufstellung auf katastrophale Buchverluste. Aber die Perspektiven sind nicht so schlecht, denn wie bei jeder anderen Anlage ergibt sich folgender Umstand: Wenn die Anleihe gesunken ist, stellt diese unter sonst gleichen Bedingungen nun einen besseren Wert dar. Hinzu kommt, dass auf der Aktienseite aufgrund des aktuellen Rezessionsumfeldes im Vergleich höhere Risiken gegeben sind. Finanzexperten stellen zudem in Aussicht, dass Anlagen in festverzinslichen Wertpapieren in den nächsten Monaten und Jahren stabile und ordentliche Erträge abwerfen können. Wenn die Inflationsrate weiter sinkt, sind nach den vielen Jahren negativer Realzinsen endliche wieder reale Renditen möglich. In einem Multi-Asset-Portfolio sollten Anleihen zudem Aktienrisiken diversifizieren. Daher lohnt es sich auch für junge Anleger, die Investitionsmöglichkeiten rund um Anleihen zu erörtern.

Kolumne im Börsen Kurier am 28. November 2023 veröffentlicht von:

DOMINIK HUBER

1130 Wien, Feldmühlgasse 22
Tel. +43-1-8763343-0
Fax. +43-1-8763343-49
dominik.huber@youngshareholders.at