NFTs – Ein Flohmakt für Krypto-Liebhaber

Die NFT-Blase ist längst geplatzt, doch noch immer hoffen viele leichtgläubige Zocker und „Anleger“ auf das große Geld mit an sich wertlosen digitalen Papierstückchen und Affenbildern. Auch von Gustav Klimts „Der Kuss“ wurde ein NFT (Non-Fungible Token) angefertigt. Das Belvedere hat im Februar 2022 den Verkauf von 10.000 digitalen Ausschnitten des Gemäldes um je 1.850 Euro gestartet. Dadurch hat man sich Umsätze in Höhe von 18,5 Millionen Euro erträumt. In einem Interview wurde der Geschäftsführer des Belvedere gefragt, ob das nicht eine „absurd hohe Summe“ dafür wäre, worauf dieser mit „Nein, schauen Sie sich den NFT-Markt an“ entgegnete. Und genau diese Denkweise zeigt, welch Luftschlösser in der Fantasie-Welt der NFTs aufgebaut wurden.

Doch was sind NFTs eigentlich genau? NFTs dienen zur Kennzeichnung und nachvollziehbaren Transaktion von „digitalen Originalen“, gespeichert auf einer Blockchain. Im Unterschied zu Kryptowährungen sind sie nicht austauschbar (non-fungible) und existieren nur ein einziges Mal. Bekanntheit erlangten die Non-Fungible Token vor allem durch Nachrichten über digitale “Kunstwerke“, die am Höhepunkt der NFT-Blase für Millionen von US-Dollar verkauft wurden. Theoretisch können aber sämtliche Vermögenswerte, die tokenisierbar sind, zum NFT werden. Zum Beispiel auch Sammelkarten, Videos oder Fotos, und selbst vor dem Immobilienmarkt hatte der NFT-Hype nicht Halt gemacht. Bei der Erstellung eines NFTs wird hauptsächlich auf die Ethereum-Blockchain zurückgegriffen und beim Kauf/Verkauf somit auch das Zahlungsmittel Ether (ETH) verwendet.

Eine der bekanntesten NFT-Reihen sind die „Bored Apes“, Bildchen von gelangweilten Affen in allen möglichen Farben und Abwandlungen. In einer Zeit, in der Geld scheinbar nichts wert war (keine Guthabenzinsen und kaum Kreditzinsen), und manche nicht wussten wohin damit, wurden einige „Bored Apes“ um hunderttausende Euros verkauft. Böse Zungen behaupten, dass jeder digitale Affe durch einen echten seinen Abnehmer fand. Aber viele Zocker hatten Glück, und haben damit sogar gutes Geld verdient, mit einer „Investition“ oder „Anlage“ haben NFTs aber sicherlich rein gar nichts zu tun. Der große Hype ist jedenfalls vorbei, die Seifenblase der digitalen Bildchen alias „Kunstwerke“ ist auf hohem Niveau geplatzt, und die noch vorhandenen Bläschen werden in den nächsten Monaten und Jahren in der Bedeutungslosigkeit verpuffen.

Kommen wir zurück zum digitalen Klimt-Kunstwerk. Von den 10.000 digitalen Ausschnitten des Gemäldes war bis August lediglich rund ein Viertel verkauft. Am Sekundärmarkt werden die digitalen Schnipsel deutlich unter dem vom Museum ausgerufenen Preis von 1.850 Euro gehandelt. Der durchschnittliche Preis in den letzten 3 Monaten lag bei 500-600 Euro, einzelne Stücke wurden mit 100-150 Euro sogar dem Ramschniveau zugeordnet. Die ursprünglichen Käufer blieben somit auf hohen Verlusten sitzen. Der Gesetzgeber sollte hier regulierend eingreifen, um Glücksritter vor sich selbst zu schützen.

Kolumne im Börsen Kurier am 29. September 2022 veröffentlicht von:

DOMINIK HUBER

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