In Österreich ist es schwierig, sich aus eigener Kraft ein Vermögen aufzubauen. Das liegt neben der hohen Steuerlast auf die Arbeit vor allem auch daran, dass Sparbücher und Lebensversicherungen zu den beliebtesten Anlageformen der Östereicher gehören. Diese Sparformen werfen aber bekanntlich kaum Erträge ab.
Eine weitere Anlageform, die Direkt-Investition in Immobilien, weist eine hohe finanzielle Einstiegshürde auf und ist für Laien nicht geeignet. Im Vergleich dazu bietet der Aktienmarkt viele gute Alternativen, um auch mit kleineren Beträgen über längere Zeiträume Vermögen aufzubauen.
Hätte man beispielsweise vor 25 Jahren beginnend jedes Jahr inflationsbereinigt 1.000 € (in Preisen von 2023) in den MSCI World Index investiert, käme man trotz aller Wirtschaftskrisen auf eine angesparte Summe von 43.000 €. Das entspricht fast dem doppelten Wert, den man inflationsbereinigt nach 25 Jahren auf einem durchschnittlichen Sparbuch (rund 22.000 €) vorfinden würde. Durch die lange Niedrigzinsphase hätte man folglich auf dem Sparbuch einen “realen Verlust” eingefahren.
Es gibt im Anlageverhalten der Österreicher aber zumindest Bewegung, denn bereits jeder vierte Österreicher besitzt Wertpapiere. Dies hat das Aktienbarometer 2023 (eine Umfrage von Marktforscher Peter Hajek im Auftrag von Aktienforum, IV und Wiener Börse), die das Anlageverhalten der Österreicher erhoben hat, ergeben. Am beliebtesten sind ETFs, direkt gefolgt von Aktien. Leider muss man Österreich aber noch immer als Land der Sparbuch-Sparer bezeichnen, die Lage hat sich aber stark verbessert, es wird viel mehr in unterschiedliche Asset-Klassen diversifiziert. Noch vor drei Jahren lag der Anteil der Wertpapierbesitzer laut einer Kapitalmarktumfrage von Hajek lediglich bei 14 %. Der positive Trend hatte sich bereits abgezeichnet.
Die Rezepte, die eine positive Entwicklung weiter fördern würden, liegen längst auf dem Tisch. Das Aktienbarometer zeigt schon immer deutlich auf, dass Wissen der Schlüssel zur Anlage am Aktienmarkt ist. 72 % jener, die noch keine Wertpapiere besitzen, haben angegeben, zu wenig über den Markt zu wissen. Daher ist es essentiell, die Finanzbildung in Österreich zu stärken. Und die österreichische Regierung muss endlich verstehen, dass ohne den Kapitalmarkt eine nachhaltige Zukunfts- und Pensionsvorsorge schlicht unmöglich ist. Das wachsende Interesse an Wertpapieren in Österreich ist eine große Chance für Zukunftsfragen und eine nachhaltige Transformation, nun braucht es auch ein klares Bekenntnis der gesamten Regierung!
Kolumne im Börsen Kurier am 24. August 2023 veröffentlicht von:
DOMINIK HUBER
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