Junge Anleger stark verunsichert – stehen Politik und Börse auf Kriegsfuß?

Der Schrecken sitzt tief, ein paar unbedachte Worte aus der Politik haben Milliarden an Börsenvermögen in Österreich vernichtet und auch die Rechtssicherheit des Wirtschaftsstandortes erheblich in Frage gestellt. Vor allem unerfahrene und junge Anleger lassen sich aufgrund solcher Enteignungs- und Abschöpfungs-Phantasien schnell aus der Ruhe bringen und in Angst um ihr Erspartes versetzen.

Aber auch für internationale Investoren und Fonds wäre eine Aushöhlung des Aktienrechts in dieser Form in einem demokratischen Land wie Österreich undenkbar. Auch diese Investoren benötigen selbstverständlich Rechtssicherheit für ihre Investitionen in Österreich, ansonsten würden sie diese Gelder abziehen bzw. weitere Aktien veräußern. Was folglich bei zu niedriger Nachfrage nach ebendiesen zu einer weiteren Talfahrt der Aktien von betroffenen Unternehmen führen würde.

Die Pandemie und die starke Inflation haben dazu geführt, dass sich junge Menschen endlich stärker um ihre Zukunftsvorsorge kümmern. Wenn das mühsam Ersparte jährlich deutlich an Kaufkraft verliert, erkennen immer mehr die Notwendigkeit, vom Sparbuch auf eine nachhaltige und langfristige Anlage in Aktien, Fonds oder ETFs umzusteigen. Die Kapitalmarkt-Community wächst daher, und sie verjüngt sich sogar. Das müsste eigentlich auch im Interesse der Politik bzw. des Staates liegen, denn wer selbst schon früh vorsorgt, ist im Alter weniger wahrscheinlich abhängig vom Staat. Genau diese jungen Anleger hat man aber nunmehr wieder einmal abgeschreckt.

Öffentliche Erwägungen von solch willkürlichen Interventionen unterminieren das Vertrauen der Bevölkerung und der Wirtschaft in die rechtlichen Rahmenbedingungen des Staates. Was zudem auch bedacht werden sollte, ist, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien erhebliche Investitionen der Energieversorgungsunternehmen erfordern wird. Ein „Abschöpfen“ dieses Kapitals würde also auch zu einer Investitions-Hemmung in diesem so wichtigen Bereich führen. Das kann nicht im Interesse des Staates bzw. der Politik sein.

Wirtschaft und Politik müssen sich gemeinsam endlich stärker für Finanzbildung einsetzen, um so der Bevölkerung (und auch zukünftigen Politikern) das notwendige Finanzwissen mit auf den Weg zu geben. Das lassen nicht zuletzt auch die ursprünglichen Äußerungen und manche politische Reaktionen darauf vermuten.

Kolumne im Börsen Kurier am 18. Mai 2022 veröffentlicht von:

DOMINIK HUBER

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