Der Kapitalmarkt als dritte Säule und Motor zur Transformation

Die Richtung stimmt, bereits jeder vierte Österreicher besitzt Wertpapiere. Dies hat das aktuelle Aktienbarometer, eine Umfrage von Marktforscher Peter Hajek im Auftrag vom Aktienforum, IV und Wiener Börse, welche das Anlageverhalten der Österreicher erhoben hat, ergeben. Am beliebtesten sind ETFs, direkt gefolgt von Aktien. Leider muss man Österreich aber noch immer als Land der Sparbuch-Sparer bezeichnen, die Lage hat sich aber stark verbessert, es wird viel mehr in unterschiedliche Asset-Klassen diversifiziert. Noch vor drei Jahren lag der Anteil der Wertpapierbesitzer laut einer Kapitalmarktumfrage von Peter Hajek lediglich bei 14 %. Der positive Trend hat sich in den letzten Monaten und Jahren bereits abgezeichnet.

“Aktien sind nicht etwas für Millionäre, sondern für Millionen Menschen”, verlautbarte kürzlich der deutsche Finanzminister Christian Lindner. Und genau diese Aussage wurde durch das aktuelle Aktienbarometer in Österreich nunmehr bestätigt. Das von vielen Politikern bekannter Couleur propagierte Klischee, dass Aktien nur etwas für Reiche sind, bestätigte sich in der Befragung nicht. Rund die Hälfte der Befragten gab an, monatlich weniger als 3.000 € netto zu verdienen.

“Das Aktienbarometer 2023 zeigt deutlich, dass Wertpapiere in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen sind – um diese positive Entwicklung weiter zu fördern, braucht es jetzt deutliche Anreize, denn mit der Altersvorsorge und der grünen Transformation gilt es, zwei große Herausforderungen zu meistern”, sagt Robert Ottel, Präsident des Aktienforums.

Die Rezepte, die diese Entwicklung weiter fördern würden, liegen längst auf dem Tisch. Auch in der Vergangenheit hat das Aktienbarometer deutlich gezeigt, dass Wissen der Schlüssel zur Anlage am Aktienmarkt ist. Auch heuer haben 72 % jener, die noch keine Wertpapiere besitzen, angegeben, zu wenig über den Markt zu wissen. Daher ist es essentiell, die Finanzbildung in Österreich stärken. Und die österreichische Regierung muss endlich verstehen, dass ohne den Kapitalmarkt eine nachhaltige Zukunfts- und Pensionsvorsorge schlicht unmöglich ist. Aber wie lässt sich der Kapitalmarkt noch stärker attraktivieren und wie könnte man für die langfristige Vorsorge bessere Voraussetzungen schaffen?

Die meisten von Ihnen kennen die Antwort, ein kleiner Teil innerhalb der Regierung hat es aber leider noch immer nicht kapiert. Die Kapitalertragssteuer von 27,5 %, europaweit im Spitzenfeld, lähmt die selbständige Vorsorge und erschwert es jungen Menschen, sich eine nachhaltige Zukunftsvorsorge und eine dritte Säule hinsichtlich Pensionsvorsorge aufzubauen. Es braucht daher endlich die im Regierungsprogramm angekündigte Wiedereinführung der Behaltefrist und damit verbundene steuerfreie Veräußerungsgewinne nach Erreichen ebendieser. Das wachsende Interesse an Wertpapieren in Österreich ist zugleich eine große Chance für Zukunftsfragen und die grüne Transformation.

Kolumne im Börsen Kurier am 29. März 2023 veröffentlicht von:

DOMINIK HUBER

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