ETF – Game-Changer in Sachen breiter Zukunftsvorsorge?

ETFs haben sich in den vergangenen Jahren am Markt gut etabliert. Bei Kleinanlegern sind ETFs besonders in den Anlagefokus geraten, während aktiv verwaltete Fonds bei dieser Gruppe zunehmend an Bedeutung verlieren. Die vielen Neo-Broker haben es in den letzten Jahren mitunter geschafft, junge Anlageinteressenten zum ersten Investment bzw. zur Vorsorge zu animieren. Einfach zugängliche und kostengünstige ETF-Sparpläne haben den Trend dann noch weiter verstärkt.

Bei ETFs (Exchange Traded Funds) handelt es sich um börsengehandelte Investmentfonds, welche die Wertentwicklungen von Aktienindizes abbilden. Nachdem ETFs ihre “Anlageentscheidungen” regelbasiert treffen, benötigt eine Investmentbank, die hinter dem jeweiligen ETF steht, kein teures Fondsmanagement. Dies wirkt sich natürlich positiv auf die Kostenstruktur aus und führt in der Folge zu deutlich geringeren Gebühren für uns Anleger. Die Gesamtkosten belaufen sich bei den gängigen ETF-Produkten meist auf 0,2 bis 0,4% jährlich. Dank der breiten Streuung bei ETFs ist das Investitionsrisiko im Vergleich zu Einzelaktien viel geringer. Der bekannteste ETF bildet den MSCI World ab. Der MSCI World ist ein globaler Aktienindex, der die Kursentwicklung von mehr als 1.400 Aktiengesellschaften aus 23 Industrieländern abbildet, und deckt folglich rund 85% der westlichen Börsenmärkte ab. Auch österreichische Aktien-Titel sind im MSCI-World vertreten.

Ein kritischer Punkt in Sachen MSCI World, den man nicht außer Acht lassen sollte, ist der hohe Anteil von US-Unternehmen (mittlerweile mehr als 70%). Außerdem lauten die meisten MSCI World – ETFs, wie der Aktienindex selbst, auf US-Dollar. Gegenüber dem Euro besteht somit ein Währungsrisiko und zwar in dem Sinn, dass ein Euro-Anleger möglicherweise nicht vollständig von einer positiven Wertentwicklung des Dollar-ETFs profitieren kann. Er muss nämlich immer dann Abschläge hinnehmen, wenn parallel zur positiven Wertentwicklung des Index der Euro aufgewertet hat. Das Währungsrisiko besteht aber natürlich nicht nur beim MSCI World.

Es gibt aber auch ganz generell ETF-Kritiker, die dahingehend Sorgen bekunden, dass ETFs in einem Börsencrash weit mehr an Wert verlieren könnten, als die im ETF abgebildeten Aktien. Der Grund hierfür ergibt sich dadurch, dass jene Händler, die ETFs ankaufen und für die Preisbildung zuständig sind (Market Maker), diese beim ETF-Anbieter gegen Aktien eintauschen. Das tun sie natürlich nur, wenn sie einschätzen können, wie viel die Aktien, die sie bekommen, dann wert sind. Wenn Aktien an der Börse schnell fallen, oder sogar vom Handel ausgesetzt werden, müssten Händler in großer Ungewissheit agieren. Sollten sie ETFs abnehmen, dann also nur mit einem großen Sicherheitsabschlag. So kann es theoretisch passieren, dass sich der Kurs des ETF vom Kurs der hinterlegten Aktien teils abkoppelt.

Langfristig betrachtet bieten ETFs aber für junge Anleger durchaus eine interessante Anlagemöglichkeit und ETFs können ein Teil einer ausgewogenen Zukunftsvorsorge sein. Man sollte aber Bedenken, dass man als ETF-Anleger kein direkter Eigentümer eines Unternehmens ist, und folglich auch viele wertvolle Vorteile und Rechte, wie das Mitbestimmungsrecht oder das umfassende Auskunftsrecht in der Hauptversammlung, verloren gehen.

Kolumne im Börsen Kurier am 3. Oktober 2024 veröffentlicht von:

DOMINIK HUBER

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