ETFs rücken immer mehr in den Fokus von Kleinanlegern, während aktiv verwaltete Fonds zunehmend an Bedeutung verlieren. Bei ETFs (Exchange Traded Funds) handelt es sich um börsengehandelte Investmentfonds, welche die Wertentwicklungen von Aktienindizes, z.B. ATX oder DAX, abbilden. Nachdem ETFs ihre „Anlageentscheidungen“ regelbasiert treffen, benötigt eine Investmentbank, die hinter dem jeweiligen ETF steht, kein teures Fondsmanagement.
Dies wirkt sich natürlich positiv auf die Kostenstruktur aus und führt in der Folge zu deutlich geringeren Gebühren für den Kunden. Die Gesamtkosten belaufen sich bei den gängigen ETF-Produkten auf rund 0,2-0,4% p.a. Den Ausgabeaufschlag, wie man ihn von aktiv gemanagten Fonds kennt, gibt es bei ETFs überhaupt nicht. Gegenüber den meisten herkömmlichen Fonds spart man so schon vorne weg rund 2-5%.
Dank der breiten Streuung bei ETFs ist das Investitionsrisiko zu Einzelaktien vergleichsweise deutlich geringer. Einer der bekanntesten ETFs bildet den MSCI World ab. Der MSCI World ist ein globaler Aktienindex, der die Kursentwicklung von rund 1.600 Aktien aus 23 Industrieländern abbildet.
Ein interessantes Detail am Rande – auch der ATX fließt in den MSCI World ein, Österreich ist bei diesen 23 Industrieländern somit ebenso berücksichtigt. Der MSCI World konnte seit dem Jahr 1970 eine durchschnittliche Nettorendite von rund 7% p.a. erwirtschaften.
Es gibt aber auch kritische Punkte, die man nicht außer Acht lassen sollte. Wegen des hohen Anteils von US-Unternehmen an der weltweiten Marktkapitalisierung ist die USA auch das mit Abstand wichtigste Land im MSCI World, mit einem Anteil von rund 67%. Außerdem lauten die meisten MSCI World – ETFs, wie der Aktienindex selbst, auf US-Dollar. Gegenüber dem Euro besteht somit ein Währungsrisiko und zwar in dem Sinn, dass ein Euro-Anleger möglicherweise nicht vollständig von einer positiven Wertentwicklung des Dollar-ETFs profitieren kann. Er muss nämlich immer dann Abschläge hinnehmen, wenn parallel zur positiven Wertentwicklung des Index der Euro aufgewertet hat.
Zudem gibt es Kritiker, die dahingehend Sorgen bekunden, dass ETFs in einem Börsencrash weit mehr an Wert verlieren als die im ETF abgebildeten Aktien.
Der Grund hierfür ergibt sich dadurch, dass jene Händler, die ETFs ankaufen und für die Preisbildung zuständig sind (Market Maker), diese beim ETF-Anbieter gegen Aktien eintauschen. Das tun sie natürlich nur, wenn sie einschätzen können, wie viel diese Aktien, die sie bekommen, dann wert sind. Wenn Aktien an der Börse schnell fallen, oder sogar vom Handel ausgesetzt werden, müssten Händler in großer Ungewissheit agieren. Sollten sie ETFs abnehmen, dann also nur mit einem großen Sicherheitsabschlag. So kann es theoretisch passieren, dass sich der Kurs des ETF vom Kurs der hinterlegten Aktien teils stark abkoppelt.
Langfristig betrachtet bieten ETFs aber für junge Anleger durchaus eine interessante Möglichkeit, um damit eine von vielen Säulen für eine ausgewogene Zukunftsvorsorge zu bilden. Man sollte aber Bedenken, dass man als ETF-Anleger kein direkter Eigentümer eines Unternehmens ist, und folglich auch viele wertvolle Vorteile und Rechte, wie das Mitbestimmungsrecht oder das umfassende Auskunftsrecht in der Hauptversammlung, verloren gehen.
Kolumne im Börsen Kurier am 09. Dezember 2021 veröffentlicht von:
DOMINIK HUBER
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