Auch wenn August von Platen im 19. Jahrhundert mit diesem Zitat sicherlich nicht chinesische Aktien im Sinne hatte, lässt sich dieses jedoch auch ganz gut auf China-Aktien umlegen. Die chinesische Wachstumsstory hat in den letzten 2-3 Jahren viele Anleger und Spekulanten in Aktien von chinesischen Unternehmen gelockt.
Während man sich in Europa für 2021 und 2022 schon über Wachstumsraten von 4-5% freuen darf, kann man in China sogar über ein prognostiziertes Wirtschaftswachstum von 6-8% jubeln. International orientierte Anleger kommen heute an China-Aktien kaum noch vorbei. China hat etliche starke Unternehmen aufzubieten, wovon viele im Technologiebereich angesiedelt sind. In Zukunft werden uns Tencent, Xiaomi, Alibaba, BYD und viele mehr in der Börsenwelt begleiten, es gilt aber äußerst wachsam zu sein.
Die großen Wachstumschancen dieser Unternehmen werden leider auch von vielen Risiken begleitet, welche vor allem durch die Staats- und Parteiführung Chinas befeuert wurden. Dass Unternehmer und Investoren in China mitunter auf dünnem Eis unterwegs sind, zeigt sich auch durch den tiefen Fall von Jack Ma. Der Gründer von Alibaba hatte es gewagt, die staatlichen Banken und die Regulierungsbehörden zu kritisieren, woraufhin er für mehrere Monate nicht mehr auffindbar war.
Auch die Alibaba-Tochter Ant, Branchenführer beim mobilen Zahlungsverkehr, geriet ins Visier der Behörden. Lediglich zwei Tage vor dem geplanten Börsengang in Shanghai und Hongkong hatte die Finanzaufsicht durch veränderte Regularien die Offenlegungspflichten bemängelt bzw. angemerkt, dass diese wohl nicht erfüllt werden können. Dadurch platzte völlig aus dem Nichts der mit 37 Milliarden Dollar weltgrößte Börsengang, bei dem sich die Anleger bereits um die Papiere gerissen haben.
Eine auch nicht zu unterschätzende Gefahr lässt sich von der ISIN mancher vermeintlicher China-Unternehmen ableiten. Weltweit ist dies nämlich in dieser Masse einzigartig. So sind US-Aktien an der ISIN US, deutsche Aktien am Kürzel DE und österreichische Aktien an der ISIN AT erkennbar. Wenn also die Cayman Islands (KYG) oder Bermuda (BM) genutzt werden, sollten sich Anleger die Frage stellen, warum dieser Sonderweg überhaupt gegangen wird. Prominente Beispiele hierfür sind eben auch Tencent und Alibaba.
Die Staatsführung in China hat den Konstruktionen vieler chinesischer Firmen auf den Cayman-Islands und Bermuda den Kampf angesagt. Während viele Chinesen die dadurch zuletzt gefallenen Kurse zum Kauf der Stammaktien in China nutzen können, müssen die Investoren von außerhalb um ihre Anlage fürchten.
Einige der erwähnten Unternehmen werden vermutlich in den nächsten Jahren auch außerhalb Chinas zu Markführern aufsteigen. Diese Chancen will man natürlich nicht auslassen, aber es gilt – wie schon eingangs erwähnt – mit Bedacht abzuwägen, wie viel Risiko man für die außergewöhnlich großen Chancen eingehen will und kann.
Kolumne im Börsen Kurier am 16. September 2021 veröffentlicht von:
DOMINIK HUBER
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