Never catch a Falling Knife

Als „falling knife“, also ein fallendes Messer, wird jener Ausdruck bezeichnet, der den schnellen Wertverlust eines Vermögenswerts wie einer Aktie, einer Kryptowährung oder eines anderen gehandelten Vermögenswerts beschreibt. „Falling knife“ ist von der beliebten Redewendung „Never catch a falling knife“ abgeleitet. Diese Redewendung bzw. Börsenweisheit bedeutet, die Gefahr zu vermeiden, dass man einen Vermögenswert kauft, dessen Wert stark gefallen ist, zugleich die Aktie im negativen Trend aber noch weiter fallen könnte.

Auf den Finanzmärkten wird ein „falling knife“ in der Regel durch einen starken, raschen Kursrückgang eines Vermögenswerts gekennzeichnet, was häufig mit einem erhöhten Handelsvolumen einhergeht. In vielen Fällen wird dies durch ein bestimmtes Ereignis oder eine Kombination von Faktoren ausgelöst, die zu einem Vertrauensverlust der Anleger führen. Zu diesen Faktoren können negative Nachrichten, regulatorische Änderungen oder allgemeine Trends gehören, die sich auf die Wahrnehmung des Vermögenswerts auswirken.

Starke Kurssprünge nach unten können aber natürlich Aktionäre und Börsenhändler auch dazu verleiten, dass sie auf den Kauf eines „Schnäppchens“ bzw. einer möglicherweise stark unterbewerteten Aktie setzen. Eines der größten Risiken beim Versuch, auf ein falling knife zu setzen, ist die Schwierigkeit, den Markt genau zu timen. Es ist nahezu unmöglich vorherzusagen, wann ein fallender Vermögenswert seinen Tiefpunkt erreichen wird, und der Versuch, am Tiefpunkt zu kaufen, kann folglich hochriskant sein. Anleger könnten zu früh kaufen, nur um zu sehen, wie der Preis weiter fällt, oder sie könnten zu lange warten und die Gelegenheit verpassen, zu einem niedrigeren Preis zu kaufen. Insbesondere junge und wenig erfahrene Anleger sollte von derartigen Versuchen stets die Finger lassen.

Ein weiteres Risiko bei dem Versuch, ein „falling Knife zu fangen“, ist das Potenzial für emotionale Entscheidungen. Dass man den Wert seiner Investition fallen sieht, kann nervenaufreibend sein, und es ist nur natürlich, seine Verluste begrenzen/verkaufen zu wollen, oder zu versuchen, diese Verluste durch einen zusätzlichen Kauf zu einem niedrigeren Preis wieder auszugleichen. Handelsentscheidungen, die auf Emotionen beruhen, führen aber fast immer zu schlechten Ergebnissen und einem erhöhten Risiko.

Zu guter Letzt bleibt zu sagen, dass viele Börsenweisheiten von großen Investoren wie Warren Buffett oder André Kostolany stammen. Aber selbst Schriftsteller Mark Twain hatte in seinem Roman „Pudd’nhead Wilson“ vermutlich etwas ironisch zur Börse zu sagen: „Oktober: Dies ist einer der besonders gefährlichen Monate, um mit Aktien zu spekulieren. Die anderen sind Juli, Januar, September, April, November, Mai, März, Juni, Dezember, August und Februar.“ Hiervon kann man zumindest ableiten, dass man sich vor der Anlage in Wertpapiere eine gute Wissensbasis aufbauen sollte. Insofern sich Kleinanleger nicht als Spekulanten wiederfinden möchten, ist die Diversifikation des Wertpapierdepots und die langfristige Anlage in wirtschaftlich gut aufgestellte Unternehmen der einzig richtige Weg. Dadurch lässt sich das Verlustrisiko bestmöglich minimieren, und nachhaltig eine Zukunfts- und Pensionsvorsorge aufbauen.

Kolumne im Börsen Kurier am 11. Juli 2024 veröffentlicht von:

DOMINIK HUBER

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