Geldwäscheprävention oder Misstrauenskultur

Jeder Bankkunde kennt es: Die Geldwäscheprüfung, kurz AML (Anti-Money-Laundering). Finanzinstitute müssen Informationen über den Kunden und die Herkunft der Finanzmittel sammeln (KYC – Know-Your-Customer). Seit der Finanzkrise bilden diese Prüfungen einen wichtigen Baustein zur Bekämpfung von kriminellen Vorteilen. Waren diese Prüfungen zu Anfang noch einfach und nachvollziehbar, gerät man heute zuweilen in eine komplexe Fachdiskussion mit Bankabteilungen über die Einschätzung von (Fund-)Strukturen und deren Eigentümern – selbst innerhalb der EU. Eine arbeitsintensive, ja unter Umständen teure Angelegenheit. Doch ab welcher Summe in EURO soll man mit diesen Prüfungen beginnen?

Eine Möglichkeit ist die Schwelle für Bargeldeinzahlungen zu senken. Frankreich fordert neuerdings die Hürde EU-weit unterhalb von 1000 EUR zu setzen. Dies wird verschiedenartig kommentiert: Länder, in denen bargeldloser Zahlungsverkehr verbreitet ist, Portugal, Lettland oder eben Frankreich tendieren problemlos dafür. In Ländern mit hoher Bargeldverbreitung, wie Deutschland oder Österreich, stößt man auf Ablehnung. Längst wird der 500-EUR-Schein nicht mehr hergestellt, 200-EUR-Scheine waren unbeliebt und selten. Man denke an die Umstände eines Gebrauchtwagen(ver)kaufs. Große Mengen Bargeld erzeugen Misstrauen. Doch wer den Umlauf von Bargeld behindert, fördert Nischen, in denen dies problemlos funktioniert. Welche Bargeldschwelle nun passt, läßt sich erstreiten. Wieviel Misstrauen gegen Institute und Staat auf Seiten der Bevölkerung gegen einen generellen Verdacht generiert wird, nur vermuten.

Seit der Finanzkrise hat man nur Verschärfungen und weiteres Misstrauen erlebt, eine weitere Runde steht an. Diese Misstrauenskultur wird ein Ende haben, spätestens bei der Abschaffung des Bargelds und der Erkenntnis, dass Gelder aus kriminellen Aktivitäten dennoch im System sind. Wieviel Kapital dann in Rohstoffen oder Kryptos gebunkert ist, lässt sich nur erahnen.

Kolumne im Börsen Kurier am 17. August 2021 veröffentlicht von:

DOMINIK HUBER

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